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Winter 10 km südlich von Heidelberg
Ausstellung "Opfer rechter Gewalt seit 1990" ab 17.3.2004
Dokumentations-
und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma
Presseinformation und Einladung zur Ausstellungseröffnung
Opfer rechter
Gewalt seit 1990 in der Bundesrepublik Deutschland
Eine
Ausstellung von Rebecca Forner
17.3. - 23.5.
2004 im
Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma Heidelberg
Ausstellungseröffnung am 16.3.2004,
19.30 Uhr
Begrüßung: Romani Rose, Vorsitzender des Dokumentations- und
Kulturzentrums
Grußwort: Prof. Dr. Hertha
Däubler-Gmelin, MdB
Grußwort: Orna Marhöfer,
Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Mannheim
Einführung: Rebecca Forner, Berlin
Am 14. September 2000
veröffentlichten „Der Tagesspiegel“ und die „Frankfurter Rundschau“
die erste Chronik von Opfern rechter Gewalt seit 1990. Nach ihrer
letzten Aktualisierung im März 20003 verzeichnete sie insgesamt 99
Todesfälle und weitere 16 Verdachtsfälle. Beide Tageszeitungen haben
für die von ihnen recherchierten und erstellten Übersichten folgende
Kriterien zugrunde gelegt: Aufgenommen wurden Taten, die
nachgewiesenermaßen aus rassistischen Motiven (dazu zählt auch der
Hass auf „Andersartige“, „Fremde“ oder „Minderwertige“) begangen
wurden oder bei denen plausible Anhaltspunkte für einen rechtsextremen
Hintergrund bestehen. Hinzu kommen weitere, in denen der oder die
Täter nachweislich einem entsprechend eingestellten Milieu zuzurechnen
sind und ein anderes Tatmotiv nicht erkennbar ist. Keine der
bestehenden Listen ist jedoch vollständig. Es gibt viele
Zweifelsfälle, und die tatsächliche Zahl der Opfer dürfte noch höher
liegen.
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
der ersten Chronik im Jahr 2000 erkannte die Bundesregierung nur 26
der aufgenommenen Fälle an. Im Mai 2001 änderten die Innenminister von
Bund und Ländern die Kriterien zur Erfassung rechter Straftaten: Die
Definition von Extremismus, wonach es sich um Anschläge handelt, die
gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung gerichtet sind,
wurde durch die Definition „politisch motivierte Kriminalität“
ersetzt. Seitdem reicht beispielsweise „Verachtung für Obdachlose“ als
Motiv aus, um die Tat als politisch motiviert werten zu können. Seit
dem 22. Oktober 2001 liegt laut Bundesregierung die Zahl der
anerkannten Opfer bei 38. Zwar existiert nun ein neues
„Definitionssystem politisch motivierte Kriminalität“, doch ob eine
Straftat letztendlich als politisch motiviert bewertet wird,
entscheiden allein die zuständigen Landespolizeidienststellen. Ihre
Entscheidungen werden vom Bundeskriminalamt nicht mehr in Frage
gestellt.
Auch wenn einzelne Angriffe immer
wieder für kurze Zeit in den Schlagzeilen der Medien auftauchen,
gelangt der Großteil nicht ins öffentliche Bewusstsein. Während die
gesellschaftlichen Gründe für Rechtsextremismus intensiv diskutiert
werden, erfährt man so gut wie nichts über die Opfer rechter Gewalt
und ihre Angehörigen. Die Berliner Künstlerin Rebecca Forner hat den
Menschen, die von Rechtsextremen zu Opfern erst gemacht wurden, daher
eine Ausstellung gewidmet. Erstmalig im Mai/Juni 2002 am Bauzaun der
Berliner Stiftung Topographie des Terrors gezeigt, ist nun eine
veränderte, transportable Variante der Ausstellung verfügbar. Nach
einer Präsentation in der Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal im
Herbst 2003 wird sie von März bis Mai 2004 im Dokumentations- und
Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg zu sehen sein.
Kurzbiografien in Wort und Bild
zeigen den einzelnen Menschen hinter den Schlagzeilen und schildern
die Todesumstände. Unterbrochen wird die Abfolge der Schicksale durch
Spiegel mit den Aufschriften „Zuschauer?“, „Täter?“ und „Opfer?“. Die
Idee der Erinnerung an die meistens nur als Randnotiz erscheinenden
Opfer wird damit um die Frage der gesellschaftlichen Verantwortung
erweitert. Zwischen den Biografien der ermordeten Menschen erkennt
der Besucher sich selbst und wird damit auf sich und seine Rolle
zurückgeworfen: „Wie hätte ich mich in einer vergleichbaren Situation
verhalten sollen?“ Die Antwort auf diese Frage bleibt am Ende
unbeantwortet im Raum stehen und begleitet den Besucher beim Verlassen
der Ausstellung in die „Mitte“ unserer Gesellschaft.
Ergänzt wird die Ausstellung in
Heidelberg durch ein vom Wuppertaler Historiker Lars Reinking
erarbeitetes pädagogisches Programm. Es reicht von thematischen
Einführungen bis hin zu Halbtagsworkshops. Eine Veranstaltungsreihe
mit Filmen zum Thema und Diskussionsabende mit Angehörigen der Opfer
und Vertretern von Opferhilfen bietet die Möglichkeit zur weiteren
inhaltlichen Auseinandersetzung.
Die Herausgabe einer Publikation
mit Informationen zur Ausstellung, zu den Formen pädagogischer
Auseinandersetzung und den Beiträgen der Veranstaltungsreihe ist in
Planung. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter
www.sintiundroma.de.
Über den Verein „Opferperspektive.
Beratung für Opfer rechtsextremer Gewalt in Brandenburg“ kann die
Ausstellung ausgeliehen werden. Weitere Informationen und die
Ausleihmodalitäten können per E-Mail unter
info@opferperspektive.de
angefragt werden.
Begleitprogramm
> Aktion
„Lichter gegen Rassismus“, 20. März, 19.00-3.00 Uhr
>
Hetzjagd/Schwarzfahrer (Film), 21.März, 11.00 Uhr
> Schlagzeilen
für die Täter, Vergessen für die Opfer (Vortrag mit Dominique John,
Potsdam, 25. März, 19.30 Uhr
> Das Leben des
Carlos Fernando (Film), 28. März, 11.00 Uhr
> Das Leben des
Klaus-Peter Beer (Film), 4. April, 11.00 Uhr
> Die Feuerfalle
von Rostock (Film und Diskussion mit Kamil Taylan und Nguyen do Thinh),
6. April, 19.30 Uhr
> Das Leben des
Norbert Plath (Film und Disk mit Esther Schapira), 20. April, 19.30
Uhr
> Der Solinger
Brandanschlag (Film), 25. April, 11.00 Uhr
> Braune Musik
und tödliche „Notwehr“ (Vortrag mit Heike Kleffner und Heide
Dannenberg), 29. April, 19.30 Uhr
Quelle: eMail von
SintiUndRoma am 10.4.2004
Dokumentations-
und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma
Bremeneckgasse 2,
69117 Heidelberg, 06221-981102
Internet:
http://www.sintiundroma.de
,
eMail info@sintiundroma.de
.
Ohne
Sozialplan und Auffanggesellschaft bleibt 60 Angestellten nur der Gang
zum Arbeitsamt - Kundenansturm beim Räumungsverkauf
Gähnende Leere herrscht bereits in den meisten Räumen des Modehauses
Bredl (links). Die letzten Reste der Ware gehen mit 40 Prozent
Preisnachlass über die Ladentheke. Hier greifen die Kunden in Massen zu
(rechts). Fotos: Welker
Die Preisschilder verraten es. Ein
Kleiderbügel kostet 50 Cent, ein Puppen-Torso zwischen zehn und 30 Euro,
selbst das Foto mit einer historischen Ansicht der Hauptstraße wird für
100 Euro verkauft. Jetzt muss alles raus, denn am 31. Juli muss der
Laden geräumt sein. Nach 70 Jahren in Heidelberg schließt das
Traditionshaus Bredl Ende des Monats - endgültig. Die Mitarbeiter stehen
vor dem Nichts.
22 Jahre lang hat er im Bredl Hosen und Hemden an den Mann gebracht. Und
wie die anderen 60 Angestellten hoffte der 53-Jährige bis zuletzt, dass
wenigstens das Modehaus erhalten werden kann. Noch am Donnerstag vor
einer Woche hieß es von den Insolvenzverwaltern, dass sie optimistisch
seien, das Unternehmen mit Hilfe von Investoren retten zu können. Doch
am Tag darauf schlug die Hiobsbotschaft wie eine Bombe ein: Die
Verhandlungen seien gescheitert, die folgende Woche beginne der
Räumungsverkauf.
Während im Erdgeschoss hektischer Hochbetrieb herrscht und Kundinnen
kritisch die Ware gegen das Licht halten, macht sich der 53-jährige
Modefachverkäufer keine großen Hoffnungen auf einen neuen Arbeitsplatz.
Sein Problem sei das Alter. Er hat sich mit vielen ehemaligen Kollegen
unterhalten, die bereits im Frühjahr entlassen worden waren. Alle hätten
sie zahlreiche Bewerbungen geschrieben, doch kein einziges Mal eine
Einladung für ein Vorstellungsgespräch bekommen. Angesichts solcher
Berufsaussichten kann es den Angestellten nun auch nicht mehr trösten,
dass die Herrenabteilung, in der er arbeitete, bis zum Schluss einen
hauchdünnen Gewinn erzielte. Das Schiff geht mit der gesamten Besatzung
unter, der Bredl wurde vor allem vom schlecht laufenden Sporthaus in den
Strudel gezogen.
"Vor einem halben Jahr haben wir noch eine 40-Prozent-Aktion gemacht,
doch die Kunden sind ausgeblieben", ärgert sich ein anderer Angestellter
aus der Verwaltung. Jetzt gebe es denselben Preisnachlass, und die
Käufer stürmten den Laden. In der Tat ist bereits die meiste Ware
verkauft. Im Aufzug ist am Knopf für den Keller ein handschriftlicher
Zettel angebracht: "Schon alles weg." Und auch im 2. Obergeschoss stehen
nur noch ein paar Schaufensterpuppen mit der Aufschrift "verkauft". Da
klingen die Werbeplakate, die immer noch nicht abgehängt wurden, wie
blanker Hohn: "Betty Barclay Shop im 1.OG. Wir freuen uns auf Ihren
Besuch."
Dass Werbung aber auch Wunder wirken
kann, zeigten die Schilder mit der Aufschrift "Räumungsverkauf", die die
Kunden in Massen anlockten. Seit Montag um 10 Uhr sind die Verkäufer
ununterbrochen im Stress. Manche Kaufwütige seien sogar bis zu einer
Stunde an der Kasse gestanden. Die Häuser mussten zeitweise wegen
Überfüllung geschlossen werden. Ein 55-jähriger Verkäufer spricht von
"Leichenfledderei".
"Die Leute wissen, dass wir hochwertige Markenware führten", erklärt
sich ein Mitarbeiter, warum der Bredl eigentlich einen guten Ruf hatte.
Und so versuchten die Angestellten - "ein toller Haufen", wie einer
meint - während einer Krisensitzung am Montag noch das Heft in die
eigene Hand zu nehmen und das Unternehmen in Eigenregie weiterzuführen.
"Ohne Investoren haben wir da aber keine Chance. Unsere eigenen Mittel
reichen nicht aus", erzählt ein Verkäufer.
Was bleibt, ist der Frust. So haben die Angestellten in letzter Zeit
immer wieder den gleichen Satz gehört -
"schade, dass der Bredl zumacht" - meist von Leuten, die ihre
Kleidung nicht in dem Traditionshaus gekauft hatten, als es noch zu
retten gewesen wäre. Ein anderer Verkäufer ärgert sich über das
Unverständnis einer Frau, die sich mitten im Trubel des Räumungsverkaufs
darüber beschwerte, dass nur eine Frau an der Kasse sitzt. "Kein Wunder,
dass dieses Geschäft zumacht", hatte sie gesagt.
Die Wut richtet sich aber auch gegen
die "hohen Mietpreise" und angeblich
"mangelhafte Bemühungen", das Unternehmen noch zu retten.
"Unser Problem ist, dass wir nie einen Betriebsrat gegründet haben.
Jetzt sind wir die Deppen", meint ein Mann. Für die 60 Angestellten des
Bredl gebe es keinen Sozialplan und auch keine Auffanggesellschaft. Am
31. Juli ist endgültig Schluss. Schon am nächsten Montag wird es
voraussichtlich keine Ware mehr geben. Für die Mitarbeiter bleibt nun
nur noch der Weg zum Arbeitsamt
Holger Buchwald ,
www.rnz.de vom 26.7.2003
Spur der
Steinzeit
"REICH
DES GUTEN" Die USA
sollten nicht länger unter ihren Möglichkeiten bleiben
Wie kommt es nur, dass man
George Bush in seinem "monumentalen Krieg gegen das Böse" nicht
widersprechen darf, ohne als "Anti-Amerikaner" gescholten zu werden?
Ist gegen God´s own Country, wer Amerika
mehr zutraut als Militarismus, Fundamentalismus und Nationalegoismus?
Zum Beispiel: Eine Strategie zur Bekämpfung von Krankheit und Elend in
der Dritten Welt oder Engagement zugunsten der UN-Flüchtlingshilfe?
Doch die USA geben lieber jeden Tag mehr als 1.000.000.000 Dollar für
die "Verbesserung" ihrer "Waffen": ihrer Splitterbomben, ihrer
elektronischen Lenkwaffen, neuer Formen von "Mini"-Nukes aus, als sich
um irgendein relevantes Problem der real existierenden Menschheit zu
kümmern. 80 Millionen Dollar - weniger als ein Zehntel der Tagesausgaben
des Pentagon - fehlen derzeit dem UN-Flüchtlingshilfswerk, um dringend
benötigte Hilfe in Afrika weiterführen zu können, die in den nächsten
Tagen wohl eingestellt werden muss. Derweilen entdecken die USA den
afrikanischen Kontinent ("ein Land, das manche Probleme hat" -
Originalton Bush) auf ihre Weise: Sie erwägen einen Militärstützpunkt im
Golf von Guinea einzurichten, um strategische Ölreserven an der
schwarzen Atlantikküste zu sichern. Das wirtschaftliche und ethnische
Desaster ihrer bisherigen Favoriten Angola, Nigeria und Kongo stellt für
sie keine Warnung beim Billigsteinkauf von Ressourcen dar. "Wir sind die
einzig verbliebene Weltmacht, und wir machen, was wir wollen."
Das wird dank all der Entscheidungen bestätigt, die von der
Bush-Administration getroffen werden. Kontrolle der Weitergabe von
Landminen: abgelehnt von den USA und Israel. Kontrolle der Bio-Waffen,
auf dem Tisch der UNO seit 1975: abgelehnt von den USA; Einhaltung des
Kyoto-Vertrages: abgelehnt von den USA. Zahlung der weiterhin hohen
US-Schulden bei der UNO: abgelehnt.
Der von Cheney und Rumsfeld schon im August ausgerufene "Militäreinsatz"
gegen Irak ist nur ein Mosaikstein im Puzzle geostrategischer Ziele.
Drei Fünftel der Ölreserven der Welt lagern in
irakischer Erde; und die US-Wirtschaft hängt am Öl wie ein Süchtiger an
der Nadel. Jeremy Rifkin mag von einem Wandel hin zu einer
längst möglichen Energiegewinnung aus Wasserstoff schwärmen, so viel er
will: die Bush-Dynastie verhindert jeden noch so dringlichen
Fortschritt. Ergebnis ihrer obsoleten Zukunftsverweigerung und zynischen
Machtspiele sind immer von neuem Krieg und Gewalt.
Natürlich: Die USA - so sollen wir glauben - machen den Weltfrieden
sicherer, wenn sie Saddam Hussein stürzen. Die USA leuchten der Welt mit
der Fackel der Freiheit voran, wenn sie allerorten die ihnen genehmen
Regimes einsetzen - und sie verteidigen die Menschenrechte. Im
Militärgewahrsam von Guantanamo auf Kuba hat man den Häftlingen aus
Afghanistan seit ein paar Monaten gestattet, ihre Hand- und Fußfesseln
für 15 Minuten abzulegen - 15 Minuten pro Woche, wohlgemerkt; das heißt,
dass sie sich immerhin auf der Toilette für zwei Minuten am Tag "frei"
fühlen dürfen von der Behandlung durch US-Militärs. Die USA garantieren
aktiv das Grundrecht der Meinungsfreiheit, indem sie "schädliche
Dissidenten" wie Ex-Justizminister Clark, den Linguistik-Dozenten Noam
Chomsky oder den Friedensaktivisten Howard Zinn im Internet an den
Pranger stellen und sich per CNN weltweit für die "richtige"
Homogenisierung des Bewusstseins einsetzen. Nie feierte Hegels "List der
Vernunft" tückischere Triumphe.
Der Irak-Krieg ist unvermeidlich - mit der UNO, wenn sie mitmacht, ohne
die UNO, wenn sie sich zu "schwach" zeigt, so Präsident Bush, denn der
Irak sei in einem halben Jahr imstande, Atombomben herzustellen.
Dieselbe Behauptung half im August 1990 bereits Bush senior, die Welt
für einen Krieg am Golf zu motivieren. Bagdads Diktator benötige
lediglich eine genügende Menge spaltbaren Materials zur Herstellung von
Atomwaffen, heißt es; doch - im Besitz des nötigen Uran-Isotops könnte
jedes Entwicklungsland "die" Bombe bauen. Scott Ritter, bis 1998
UN-Inspektor im Irak, versuchte inzwischen Tony Blair als Bushs
eifrigstem Alliierten zu erklären, dass es im Irak kein wirksames
Rüstungsprogramm mehr geben könne, zuviel an Waffen und
Produktionsanlagen habe man bis zum Abzug der Inspektoren zerstört.
Und seither? Die Embargopolitik von Amerikanern und Briten hat nach
UN-Schätzungen dahin geführt, dass in jedem Monat etwa 3.000 Kinder und
alte Leute im Irak an den Folgen medizinischer und hygienischer
Unterversorgung sowie fehlender Ernährung sterben - das macht in elf
Jahren mehr als eine Million Menschen! Was bedeutet es, an Krankheiten
zu sterben, die nicht behandelt werden können? An epidemischen
Krankheiten, am "Genuss" verseuchten Tigris-Wassers? Was ist das für ein
Embargo, das zivil derart verheerend wirkt und militärisch so erfolglos
sein soll?
Wann wird man begreifen, dass man die Menschheit nicht bessert, indem
man in einem neuen Kreuzzug für das "Gute" wieder einmal Hunderttausende
von Menschen mit High-Tech-Waffen ermordet? Wann wird man begreifen,
dass man mit der Zweiteilung der Welt in Gott und Teufel selber
fundamentalistisch denkt? Am Ende hat man Saddam Hussein besiegt - mit
Saddam Hussein. Nichts wird dadurch geändert, nur alles verschlimmert.
Wir aber warten darauf, dass Amerika sich besinnt und - ähnlich wie beim
Apollo-Programm zur ersten Mondlandung - seine enorme Macht für Ziele
nutzt, die dem Ausgleich zwischen den Kulturen und zwischen Nord und Süd
dienen. Wie wäre es, die USA gäben auch nur ein einziges Mal den 365.
Teil ihrer Rüstung - eine Milliarde Dollar - für ein Hilfsprogramm
zugunsten der rund 25 Millionen Aids-Kranken allein in Afrika aus? Oder
für ein Aufbau-Programm in der West Bank? Eine einzige solche Tat
veränderte die Welt. Ein neuer Krieg aber
bringt nicht die "Neue Weltordnung", er ist nichts als die Verlängerung
der Steinzeit mitten im Atomzeitalter. Darum muss Bush
wissen: in unserem Namen handelt er nicht.
Eugen Drewermann, Der Freitag vom 1.11.2002,
http://www.freitag.de/2002/45/02450101.php
Foto:
Kresin
Bevor Giora
Feidman in der Stadthalle ein begeisterndes Konzert gab, spielte der
weltberühmte Klarinettist bei der Gedenkstunde zur Pogromnacht auf dem
Synagogenplatz; OB Weber (links) mahnte, Gewalt und Hass zu überwinden.
Rituale sind Inseln im Fluss der Zeit,
sie zwingen zum Innehalten und Nachdenken. Dass die Gedenkstunde zur
Pogromnacht ein sinnvolles Ritual ist und nicht zur sinnentleerten
Routine verkommt, bewiesen die vielen Menschen, die sich am Samstagabend
auf dem Synagogenplatz versammelt hatten. Hier
war in der Nacht zum 10. November 1938 die alte Synagoge auf Geheiß der
Nationalsozialisten in Flammen aufgegangen.
An die furchtbaren Ereignisse dieser
Nacht erinnerten nicht nur Oberbürgermeisterin Beate Weber und der Erste
Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde, Dr. Daniel Krochmalnik,
sondern auch der Musiker Foto: Kresin. Der weltberühmte Klarinettist und
Klezmer-Musiker war vor seinem Konzert in der Stadthalle (siehe Bericht
auf dieser Seite) auf den Synagogenplatz gekommen, um an dem Gedenken
teilzunehmen. "Heute muss ich einfach hier sein", erklärte Feidman
gegenüber der RNZ. In einen dicken Parka gehüllt spielte der in
Argentinien geborene und heute in New York lebende Jude zu Beginn des
Gedenkens bewegende Melodien; viele Zuhörer mögen in diesem Moment an
"Schindlers Liste" gedacht haben, zu der Feidman die Filmmusik
komponiert hatte.
"Hier zersplitterte nicht nur
Kristall", rief Oberbürgermeisterin Beate Weber in Anspielung auf den
häufig gebrauchten Namen "Reichskristallnacht" den Anwesenden ins
Gedächtnis. Über 90 jüdische Mitbürger seien in jener Nacht in
Heidelberg misshandelt und ermordet worden; der Pogrom sei auch ein Test
gewesen, wie die Bevölkerung reagiere.
In ihrer Ansprache zitierte die
Oberbürgermeisterin die eindringlichen Erinnerungen von Sophie
Berlinghof, die damals in der Kleinschmidtstraße wohnte und miterlebte,
wie ihre jüdischen Nachbarn verfolgt und misshandelt wurden. "Mit der
gemeinsamen Arbeit der Erinnerung sollen Hass, Missachtung und Gewalt
überwunden werden", mahnte die OB. In Vorbereitung sei ein Projekt der
Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, für das noch
Sponsoren gesucht werden: Errichtet werden soll ein Mahnmahl, auf dem
die Namen aller Deportierten eingemeißelt werden.
Dass dies eine lange Liste sein wird,
bewiesen zwei Studierende der Jüdischen Hochschule, die sämtliche Namen
der am 22. Oktober 1940 nach Gurs und der im Frühjahr 1942 nach
Auschwitz deportierten Heidelberger vorlasen. Jeder Name sei nicht nur
Vergangenheit, sondern stehe auch für eine verhinderte Zukunft, so Beate
Weber. Für jeden von ihnen erklang an diesem kalten Herbstabend das
Totengebet, vorgetragen von Rabbiner Kalev Krelin, sowie das gemeinsam
gesprochene Gedenkgebet.
"In der
Reichspogromnacht wurde das Volk zum Komplizen eines
Jahrhundertverbrechens, und es muckte kaum auf", erklärte Dr.
Daniel Krochmalnik. Zwar sei die Pogromnacht zentral organisiert worden,
doch die "lokalen Meuten konnten sich austoben", so der Vorsitzende der
Jüdischen Kultusgemeinde. Auch heute wieder sei das jüdische Volk
"Zielscheibe mörderischen Hasses", so Krochmalnik in Erinnerung an die
Attentate des 11. September 2001 in New York.
Heidelberg sei heute ein vorbildlich
gestalteter Ort der Erinnerung. Auf dem Synagogenplatz erinnern Tafeln
und helle Markierungen im Pflaster an den Standort der ehemaligen
Synagoge. Zur Erinnerung an die Toten zündeten viele Heidelberger Kerzen
an, die sie an der Gedenktafel aufstellten.
Ingeborg Salomon , RNZ vom 11.11.2002,
www.rnz.de
Herta Däubler-Gmelin's "Bush -
Hitler" (21.9.)
Man mag sich fragen, was nun die Wahrheit an
diesem ungeheurlichen Vorgang ist. Der Bericht des Chefredakteurs des
Schwäbischen Tagblatts wird wohl Informationen liefern, die der Wahrheit und
Objektivität am nähesten sind. Lesen Sie selbst:
http://www.frsw.de/littenweiler/zeitgeschehen.htm
#Schwäbisches%20Tagblatt%20zu%20Däubler-Gmelin%20Bush-Hitler
Jerusalem -
Palästina
Ich suche aus der Verzweiflung heraus, jeden
Tag hilflos zusehen zu müssen wie Sharon das tut, was den Juden im 3. Reich
angetan wurde, nach Möglichkeiten. Offenbar hat ja auch der offene Brief an den
Außenminister nicht viel gebracht.
Wie kann man mehr Druck auf deutsche und europäische Politiker ausüben?
Bringt es was, Sammelklagen gegen Israel wegen der Zerstörungen, die an
Einrichtungen, die mit unseren/meinen Steuergeldern errichtet wurden, anzuregen?
An solchen Aktionen, an allem, was das Ziel hat, die Israelis aus den bestzten
Gebieten herauszuzwingen, würde ich mich gerne beteiligen.
Spenden kommen im Moment ja doch nicht an.
Ursula Müller-Krauss,
mueller-korlingen@t-online.de
Aufruf des IPPNW: Keine deutschen Soldaten auf arabische Schlachtfelder
Mit
Fuchs und Flotte in den Krieg?
9. Februar 2002: Die Anzeichen
verdichten sich. Der Krieg wird über Afghanistan hinaus ausgeweitet.
Iran, Irak, Nordkorea, aber auch Somalia und Jemen sind im Visier der
USA. Deutsche Soldaten sind in diese Kriegspolitik eingebunden.
Deutschen Soldaten dürfen nicht in den
Krieg geschickt werden. Die Militäreinheiten müssen sofort zurück geholt
werden. Das ist die zentrale Forderung eines Aufrufes namhafter
Persönlichkeiten und verschiedener Friedens- und
Menschenrechtsorganisationen in Deutschland., der heute in der
Frankfurter Rundschau erscheint. Die Unterzeichner rufen die Bürgerinnen
und Bürger dazu auf, ihren Widerstand gegen die eingeleitete
Kriegspolitik in allen geeigneten gewaltfreien Formen zum Ausdruck zu
bringen.
Unterschrieben wurde der Appell unter
anderem von Professor Hans-Peter Dürr, Professor Gernot Böhme, Professor
Andreas Buro, Professor Horst-Eberhard Richter, Professor Dorothee
Sölle, Peter Rühmkorf, Professor Klaus Staeck, Oskar Lafontaine, Horst
Schmitthenner und Franz Alt sowie zahlreichen NGO`s wie Pax Christi,
Attac Deutschland, Bund für soziale Verteidigung, Ärzte zur Verhütung
des Atomkrieges (IPPNW), Komitee für Grundrechte und Demokratie,
Naturwissenschaftler-Initiative etc.
In dem Aufruf, den Sie unter
www.ippnw.de aufrufen können, heißt es
unter anderem: "Die Last des Krieges tragen die Völker. Ein neuer Krieg
gegen den Irak kann voraussichtlich zu einem dreifachen Massenmord
führen: An der kurdischen Bevölkerung im Norden und den Schiiten im
Süden, (...) und unter der irakischen Bevölkerung (...).
Der 11. September 2001 ist kein
Freibrief für Krieg. (...) Kollateral-Tote sind wie die Opfer des 11.9.
Menschen, denen das Menschenrecht auf "Leben, Freiheit und persönliche
Sicherheit" (...) geraubt wurde. Wir sagen deshalb: Die Durchsetzung von
Menschenrechten erfordert menschenrechtliche Mittel. Die Herstellung von
Gerechtigkeit verlangt die Verwendung von gerechten Mitteln.
Friedenspolitik bedarf der friedlichen, zivilen Mittel zu ihrer
Verwirklichung.
Eine zivile Friedenspolitik ist
möglich. Für den Irak ist der UNO ein Verhandlungsmandat zu erteilen mit
dem Ziel, neutrale Waffeninspektoren zuzulassen und das Embargo,
verantwortlich für Hunderttausende von Toten, aufzuheben. Im
türkisch-kurdischen Konflikt kann vom Westen im Sinne präventiver
Politik viel zu einer politischen Lösung in der Türkei beigetragen
werden. Im israelisch-palästinensischen Konflikt gilt es, die
Waffenhilfe zu stoppen, internationale Überwachung durch Dritte
durchzusetzen und unmissverständlich für die Verwirklichung der
UN-Beschlüsse einzutreten, die einen eigenständigen Staat der
Palästinenser vorsehen."
Für Rückfragen wenden Sie sich bitte
an:
Dr. Ute Watermann, Tel 030 / 693 02 44 oder 0179-4511211
Ich habe heute einen offenen Brief aus Betlehem bekommen, den ich in
der Anlage weiterschicke. Er wird verbreitet von der Einsatzstelle der
drei Autoren, und es ist ausdrücklich erwünscht, dass der Brief
weitergeleitet wird. Je mehr Menschen davon wissen, desto eher die
Chance, dass unsere Außenpolitik da Einfluss nimmt!
Betlehem/Israel - Offener Brief an Bundesaußenminister
Fischer
Sehr geehrter Herr Bundesaußenminister Fischer,
wir leben und arbeiten in Bethlehem als Jugendarbeiter, Musiklehrer und
Reiseleitertrainer. Über SDFV, "Sozialer Dienst für Frieden und Versöhnung im Ausland"
der Diözese Trier Ersatzdienst. Johannes Zang aus Goldbach bei
Aschaffenburg ist vom Evangelischen Entwicklungsdienst (EED) entsandt
und finanziert als "Zivile Friedensfachkraft" (ZFD) des
Bundesministeriums für Entwicklung und wirtschaftliche Zusammenarbeit.
Andreas Kuntz aus Kaiserslautern begann hier im Rahmen seiner Ausbildung
für die Evangelische Kirche der Pfalz. Wir alle kamen hierher in der
großen Hoffnung, dass die Menschen in Palästina ihren Staat bekommen,
für den sie bereits so viele Kompromisse eingegangen sind und auf den
sie so lange gewartet haben. Wir unterstützen dieses berechtigte
Anliegen, indem wir uns mit unserer Arbeit für eine selbstbewusste und
demokratische palästinensische Zivilgesellschaft einsetzen.
Vor einer Woche ist
israelisches Militär in die Geburtsstadt Jesu einmarschiert.
Was wir seitdem erleben, macht uns zutiefst traurig und hat unsere
Hoffnung auf eine Nachbarschaft in gegenseitigem Respekt schwer
getroffen. Unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung und indem eine
ganze Partei zu Terroristen erklärt wird, verbreiten Panzer und
Scharfschützen Angst und Schrecken unter der Zivilbevölkerung. Die
Mehrzahl der 21 Toten in Bethlehem in den letzten 8 Tagen sind
Zivilisten. So werden unsere freiheitlichen Werte mit Füßen getreten.
Wir halten daran fest: Menschenrechte gelten für alle Menschen.
Unseren israelischen Freunden müssen wir als Deutsche sagen:
Die israelische Regierung zerstört mit ihrer
Aggression die Grundlagen der möglichen Nachbarschaft mit den
palästinensischen Bürgerinnen und Bürgern des zukünftigen Staates
Palästina. Lippenbekenntnisse helfen nicht weiter; nach mehr
als 30 Jahren Besatzung und Erniedrigung verdienen die Menschen im
Westjordanland und im Gazastreifen endlich die spürbare Achtung ihrer
Menschenwürde. Alle hier fragen sich: Wie weit wird die israelische
Armee noch gehen? Was wird die nächste Eskalation sein? Wir fragen uns:
Wie sollen unsere palästinensischen Mitmenschen jemals wieder Vertrauen
zu ihren israelischen Nachbarn fassen, nachdem die über 30 Jahre
währende Besatzung eine unvorstellbare Steigerung erfahren hat?
Die Berichterstattung in
Deutschland scheint einer Generallinie zu folgen, die die Situation der
Menschen in Palästina im Dunkeln lässt. Die seelischen
Verletzungen nicht nur in Bethlehem sind tief und von den sichtbaren
Schäden können wir gar nicht alles erwähnen.
Hier einige Beispiele: Institutionen der
Zivilgesellschaft werden systematisch beschädigt. Die Universität
Bethlehem, die Entbindungsklinik "Heilige Familie" mit Waisenhaus sowie
das "Hussein"- Krankenhaus in Beit Jala wurden mit Maschinengewehren und
Granaten beschossen. Die neuen Wasserleitungen des Bethlehem 2000
Projektes wurden zerstört. Sanitäter und Ärzte wurden an der
Hilfeleistung gehindert, andere während ihres Einsatzes von
Scharfschützen verletzt.
Wir meinen, Berichterstattung muss die gesamte
Lebenswirklichkeit der Menschen abbilden: Ihre Arbeit, ihre Freude – ihr
Leiden, ihr Hoffen. Wir haben uns in die Altstadt von Bethlehem
geflüchtet, wo wir sicher sind vor Scharfschützen, wahllos abgefeuerten
Maschinengewehrsalven und Panzerbeschuss. Aber wer ist in diesen Tagen
noch sicher? "Ich habe den Ersatzdienst bewusst
gewählt, um mich für Frieden einzusetzen. Und jetzt bin ich von allen
meinen Freunden, die zur Bundeswehr gingen, wahrscheinlich der Einzige,
der einen richtigen Krieg miterlebt." Wir sind weiterhin vor Ort, weil
wir die palästinensischen Bürgerinnen und Bürger nicht im Stich lassen
wollen, in einer Zeit, wo sie sich von Europa verlassen fühlen. Wir sind
hier, um unsere Stimmen zu erheben und die Welt zu informieren, so weit
sie es will.
Sehr geehrter Herr Bundesaußenminister, wir wissen
sehr gut, wie verfahren die Situation bereits ist. Wir wünschen uns
klarere Worte als bisher, auch von der offiziellen Außenpolitik der
Bundesrepublik. So sehr die westliche Welt den Staat Israel unterstützt,
so sehr muss sie Tacheles reden. Im Namen der westlichen Zivilisation
muss der Zerstörung und dem Töten Einhalt geboten werden. Alle bisher
geleistete Hilfe der Europäischen Union an Palästina steht auf dem
Spiel. Arbeiten Sie bitte für die Schaffung eines souveränen
Palästinenserstaates mit klaren Grenzen. Das ist die einzige Lösung. Nur
so kann das Feuer des Fundamentalismus gestoppt und den ständigen
Konflikten der Boden entzogen werden.
Würden wir jetzt schweigen – wir würden unseres
Lebens nie mehr froh werden! Gerade als Deutsche, die mit der schweren
Hypothek und Schuld unserer Vorväter am jüdischen Volk aufgewachsen
sind, tragen wir in uns die feste Überzeugung, dass man seinen Mund
aufmachen muss, wo Unrecht und Unmenschlichkeit geschieht.
Wir glauben, dass Sie mehr tun können als bisher.
Sprechen Sie mit beiden Seiten solange, bis wenigstens die Panzer wieder
abgezogen sind. Lassen Sie Bethlehem wieder Hoffnung fassen!
Hochachtungsvoll, Andreas F. Kuntz,
Johannes Zang, Bethlehem, 26. Oktober 2001
Andreas F. Kuntz
Protestantischer Theologe, MA. Jüdische Studien
Koordinator Authentischer Tourismus
Internationales Begegnungszentrum
Bethlehem - Palästina
P.O.Box 162 - via Israel
Akuntz@annadwa.org , URL
www.annadwa.org
Links
©
by www.hilfe-HD.de,
Kontakt,
Update: 28.04.09 |