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Roma/Kosovo-Hilfe - Unterstützen Sie das Projekt des Heidelberger Shalomdiakons Nicolaus von Holtey

 

 

 

Im Kosovo droht jetzt eine neue Tragödie (RNZ, 29.12.1999)

"Vor dem Krieg lebten im Kosovo rund 150.000 Roma, jetzt sind es noch geschätzte 25.000 bis 30.000. Die Roma wurden vertrieben, verfolgt und ausgeraubt. ... Meine Aufgabe ist es nun, für das Jahr 2000 ein Projekt aufzubauen mit den Schwerpunkten Menschenrechte, humanitäre Hilfe und medizinische Versorgung" (RNZ, 29.12.1999).

 

 

Albaner unterscheiden nicht zwischen Ashkali und Roma
Nicolaus von Holtey

Ashkali und Roma werden von den Albanern Magjup (sprich Madschup), d.i. „Zigeuner" genannt. Daneben ist auch der Ausdruck „Shqiptar i dorës së dyte", „Albaner zweiter Hand (d. i. zweiter Klasse)" seit alters her üblich. Beide Ausdrücke besitzen eine herabsetzende Bedeutung. Beide Bevölkerungsgruppen sind in der Regel an ihrer dunklen Hautfarbe zu erkennen. Roma und Ashkali sind im Kosovo seit alters her seßhaft. Viele waren weitgehend in die Gesellschaft integriert und sind gut ausgebildet. Es gibt unter ihnen Ärzte, Anwälte, Lehrer, Techniker, Krankenpfleger und Krankenschwestern, arbeitsame Handwerker und erfolgreiche Kaufleute. Die Gemeindeverwaltungen beschäftigten überproportional viele Roma und Ashkali in der Stadtreinigung. Unsere Vorstellung vom umherziehenden, nicht arbeiten wollenden Zigeuner, der sich und seine Familie durch Diebereien und Betteln ernährt, treffen nicht die Wirklichkeit.

Die Roma stammen aus Indien; das belegen kultur- und sprachwissenschaftliche Forschungen. Sie sind im Kosovo seit alters her seßhaft, bis auf einige wenige Gruppen nomadisierender Çergara-Roma.

Die Roma des Kosovo sprechen als Muttersprache in der Familie und untereinander Romanes, die Sprache der Roma. Sie besitzen als Roma eine eigene Identität. Sie unterscheiden sich untereinander einerseits durch die Zugehörigkeit zu verschiedenen großen Sprachgruppen der Roma, wie Arli und Vlahÿ, andererseits durch die Zugehörigkeit zu verschiedenen Untergruppen, die sich durch im größeren Familienverband ausgeübte traditionelle Berufe definieren und jeweils ihren eigenen Dialekt sprechen. Am bekanntesten sind die Schmiede ( „Koÿvac", serbo-kroatisch oder „Bugurdzi", Romanes), sowie die Pferdehändler (Dzambaz). Aus beiden Gruppen stammen die vornehmsten Roma - Familien.

Nicht mit der Minderheit der orthodoxen Vlachen zu verwechseln, die in Albanien und Mazedonien siedeln und auch Aromunen genannt werden.

Ashkali betrachten sich als eigenständige Volksgruppe

Ashkali (auch Hashkali) hingegen betrachten sich als eine eigenständige Volksgruppe. Sie wollen nicht mit den Roma identifiziert werden. Sie glauben, mit den Heeren Alexanders des Großen auf den Balkan gekommen zu sein. Manche nennen sich „Egÿyptian", „Ägypter".

Die Muttersprache der Ashkalia ist albanisch. Wie im Kosovo üblich, beherrschen auch sie als Zweitsprache Serbo-Kroatisch, viele auch Romanes. In der Familie, wie auch untereinander, wird ausschließlich albanisch gesprochen. Die Kinder besuchten traditionell die albanische Schule. Ihre Sitten und Gebräuche entsprechen denen der Albaner. Ihre sozio-kulturelle Identität ist das albanisch geprägte Kosovo.

Die Roma halten sie für assimilierte Roma, die ihre Kultur und Sprache im Lauf der letzten Generationen verloren haben. Die Bezeichnung „Ashkali" oder „Egjyptian", „Ägypter" für diese Bevölkerungsgruppe finden wir nur im albanischen Siedlungsgebiet. In Albanien werden sie auch „Evgjit" genannt.

Die Bewegung der „Ägypter" erreichte ihren Höhepunkt vor zehn Jahren, als Albaner und Serben in die heiße Phase ihrer Auseinandersetzungen eintraten. Durch ihre Nähe zur serbischen Politik wurde faktisch die albanisch sprechende Minderheit der Ashkali gespalten. Die führende Person der „Ägypter" nahm dann auch an der serbischen Seite an den Verhandlungen in Rambouillet teil.

Roma und Ashkali sind im Kosovo seit alters her seßhaft. Sie waren weitgehend in die Gesellschaft integriert. Viele von ihnen sind gut ausgebildet. Es gibt unter ihnen Ärzte, Anwälte, Lehrer, Techniker, Krankenpfleger und Krankenschwestern, arbeitsame Handwerker und erfolgreiche Kaufleute. Die Stadtreinigung beschäftigte überproportional viele Roma und Ashkali.

Sehr kleine Gruppen von Çergara Roma pflegten eine nomadische Tradition.

Die Roma der Stadt Vucitrn

  • Von den ehemals mehr als 1500 Personen lebt niemand mehr in der Stadt. Ihre ca. 300 Häuser sind sämtlich zerstört. Die Roma schickten ihre Kinder traditionell in die serbische Schule.
  • Viele Roma waren als Gastarbeiter in Deutschland, der Schweiz und anderen mitteleuropäischen Ländern gewesen oder leben jetzt dort als Gastarbeiter, und hatten vom Ersparten schöne große Häuser gebaut. So mancher Albaner, vor allem aus den Dörfern, war von Neid erfüllt, war es ihm angesichts einer mangelhaften Ausbildung nicht möglich, Kosovo zu verlassen, um Wohlstand im Ausland zu erwerben.

Die Ashkali der Stadt Vucitrn vor dem Krieg

  • Sie waren gut in das Leben der Stadt Vucitrn integriert. Viele hatten eine gute Ausbildung erhalten und übten Berufe im mittleren Niveau aus. Ich kenne allein vier Krankenschwestern und -Pfleger, mehrere Techniker in der metallverarbeitenden Industrie, erfolgreiche Kaufleute, zwei Sachbearbeiter in der Stadtverwaltung und einen der beliebtesten Musiker des Kosovo. Mir sind vier Ashkali bekannt, die als Krankenschwester/Pfleger und Techniker als Experten in arabischen Ländern beschäftigt waren.
  • Traditionell fühlten sie sich an der Seite der Albaner. Ihre Kinder schickten sie in die albanische Schule, sie waren Mitglieder in albanischen Vereinen. Der Kassenwart des Kulturhauses war Ashkali.
  • Als Moslems nahmen sie ihre Pflichten in der Gesellschaft sehr ernst. Die Wohlfahrt in der Stadt war entscheidend von der Spendenfreudigkeit der Ashkali geprägt. Die führende Persönlichkeit der Ashakali von Vucitrn, Herr Abdush Qizmolli hat entscheidend durch seine Spenden zur Finanzierung der zuletzt erbauten Moschee beigetragen.
  • Etwa 300 Häuser wurden von Ashkali bewohnt. Bis auf ca. 50 Häuser wurde das Ashkali - Viertel zestört. Auf Videoaufnahmen der Häuser vor dem Krieg läßt sich erkennen, daß die Ashkali der Stadt Vucitrn eine hohe Wohnkultur pflegten. Viele der oft großen Häuser waren von Gastarbeitern in Deutschland und der Schweiz von dem ersparten Geld gebaut worden. Auch deren Häuser wurden geplündert und anschließend zerstört.
  • Es wird berichtet, daß plündernde Albaner während der Pogrome vor Freude über den Wohlstand der Ashkali ausgerufen haben sollen: "Das ist ja wie Amerika!"

 

 

Hymne der Roma

Gelem, Gelem
Gelem, gelem, lungone dromensar
maladilem baxtale Rromensar
Ah, Rroma!len kotar tumen aven?
E caxrensar bokhale çhavensar?

R.: Ah, ah, Rroma!len, ah, ah, çhava!len.

Sàsa vi man bari familia
murdardas la i kali lègia
saren çhindas, vi Rromen vi Rromnien,
vi cikne çhavorren

Putar Devl!a te kale udara
te šaj dikhav kaj si me manuša.
Palem ka dzav lungone dromensar
te ka phirav baxtale Rromensar.

Opre Roma, isi vaxt akana
Ušten sa e sundaleske Rroma.
O kalo muj ta e kale jakha
Kamava len sar e kale drakha.

 

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Lange Wege bin ich gegangen
Glückliche Roma habe ich getroffen
Ach, ihr Roma, woher kommt ihr?
Mit euren Zelten, mit euren Kindern, die hungern?

R.:Ach, ach, Roma! Ach, ach ihr jungen Männer

Ich hatte eine große Familie
die schwarze Legion hat sie ausgelöscht.
Alle sind sie getötet worden, Männer und Frauen
mit ihnen sogar die kleinen Kinder.

Öffne, oh Gott, deine schwarzen Tore
damit ich sehen kann, wo die Meinen sind.
Wieder werde ich lange Wege gehen
und ich werde mit glücklichen Roma wandern

Auf, Roma, jetzt ist der Augenblick
erhebt euch, ihr Roma der ganzen Welt.
Das dunkle Gesicht und die dunklen Augen
ich liebe sie , so wie die schwarzen Trauben.

Hymne der Roma
Text nach Marcel Courthiade, Fundcioni Romani Baxt, Tirana

 

 

 

Literatur

Gesellschaft für bedrohte Völker, „Bis der letzte „Zigeuner das Land verlassen hat...„ Göttingen, September 1999

UNHCR/OSCE: „Overview of the Situation of Ethnic Minorities in Kosovo, 3.Nov. 1999

ib:. „Assessment of the Situation of Ethnic Minorities in Kosovo„, 11.Feb. 2000

Prof. Dr. Walter Kälin - Universität Bern „Die flüchtlingsrechtliche Situation asylsuchender Roma und Aschkali in der Schweiz. Gutachten zuhanden des Forums gegen Rassismus„. 27.Nov. 1999 Rechtsanwalt Reinhart Kirpes, Offenburg: „Bericht über die Reise nach Kosova„ 23.Aug. 1999


 

Kontakt

  • Nicolaus von Holtey, Lauerstrasse 3a, 69117 Heidelberg, Tel/Fax 06221/180014 
  • eMail: vonholtey@aol.com 
  • Spende: Caritasverband Heidelberg: Volksbank Heidelberg, Stickwort "Roma/Kosovo", Blz 672 900 00, Kto 29444102 (Sie erhalten eine Spendenbescheinigung des CV HD).
  • Internet: www.caritas.de und  www.caritas-international.de 

 

Kontaktadressen für Information und Beratung

  • Rom e. V.: Bobstraße 6-8, 50676 Köln. Tel.: 0221/242536
  • Gesellschaft für bedrohte Völker: Pf 2024, 37010 Göttingen Tel.: 0551/499060

 

     

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