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Ambiente, Licht und Stimmung - Junge Kunst in der Alten Pumpe 10/2004 „Natürliche Farben sind zurückhaltend und doch voller Charakter und Intensität. Sie spielen mit Ambiente, Licht und Stimmung...” Der Text, den Elvira Dick zur Erläuterung ihrer kunstvollen Filz-Arbeiten an der Wand des Ausstellungsraums angebracht hatte, unterstreicht die Atmosphäre, in der am vergangenen Wochenende ein Ereignis der besonderen Art stattfand: Die ehemalige Pumpstation im idyllischen Maisbachtal am Ortsausgang von Baiertal war Schauplatz einer Ausstellung mit Werken von Künstlerinnen aus der näheren Umgebung. Zu sehen waren, neben den oben erwähnten Filz-Objekten, unter anderem Schmuck, Keramik, Malerei, Zeichnungen, Skulpturen und Objekt-Kunst. „Ambiente, Licht und Stimmung” in ihrer Wechselwirkung: Keines der ausgestellten Werke hatte sich in seiner Entstehung diesem Einfluss entziehen können. Und wie geschaffen dafür waren als Projektions-Fläche die urwüchsige, naturbelassene Umgebung der „Alten Pumpe” und das historische Interieur des Gebäudes selbst. Die Natur und ihre Farben spielen bei den Filz-Arbeiten Elvira Dicks eine entscheidende Rolle. Franz Martin, Mitglied der „Gruppe Maisbachtal”, die für die Ausstellung verantwortlich zeichnete, lobte in seiner Ansprache zur Ausstellungs-Eröffnung die „weichen Naturtöne” und die „Leichtigkeit”, die von den Mützen, Schals, Blumen und Bildern der Künstlerin ausgehe. Naturfarben auch bei Gisela Schneider. Sie lässt anthrophosophisches Gedankengut sowohl in ihre afrikanisch anmutenden Skulpturen als auch in ihre Bilder einfließen. Besonders beeindruckend: Ein Gemälde mit dem Titel „Fährmann”, eine mystischen Szene, in der flammendes Rot und kaltes Blau einen dramatischen Kampf miteinander ausfechten. Auch in den abstrakten Acryl-Bildern von Wilma Rappold erkennt Franz Martin den Einfluss der Natur: Sonne und Meer, diese besondere Mischung, die das berühmte Licht der Provence ausmacht. Anita Kaier fertigt seit einiger Zeit archaisch anmutende Keramiken in „Rakku-Brand”, einer japanischen Technik, bei der immer wieder überraschende, nicht vorhersehbare Ergebnisse zutage treten. Ihre Schalen, Becher und Töpfe bemalt sie in einer bestechend naiven Bildersprache, bisweilen bedient sie sich einfachster Zeichen, die bei der Kombination zu Mustern ihren ganzen Charme entfalten. Bettina Arnd hat es bei ihrem Silberschmuck mehr mit den himmlischen Natur-Erscheinungen: Sterne als Mittelpunkt schöner Hals-Reifen und Sternzeichen, filigran ausgeformt, ebenfalls um den Hals zu tragen. Alles fein und leicht und als Accessoire zur aktuellen Mode ebenso wie als zeitloses Schmuckstück geeignet. Elke Klein stammt aus einer Künstlerfamilie und ist in vielen Techniken zu Hause. In der Alten Pumpe zeigte sie, neben originellen Speckstein-Arbeiten, eine Serie halb - abstrakter Gemälde, unter denen „Stürmisch” - eine schwungvolle Symphonie aus Blau und Gelb, der Kampf eines Schiffs mit den schäumenden Wellen - das wohl beeindruckendste war. Von Genia Ruland weiß man, dass ihr großartige Moment - Aufnahmen mit Stift und Pinsel gelingen: Sie portraitiert mit schnellen Strichen und akzentuiert anschließend mit weichen Pastellfarben. Hier zeigte sie unter anderem Aktbilder in bestechender Perspektive. Wunderbar hintergründig und total „aus dem Rahmen fallend”: die Objekt-Kunst von Bettina Bätz. Dass sie von der Bühnenbildnerei kommt, nimmt man ihr sofort ab: Da wird munter drauflos inszeniert: Daumenkinos mit einer ironischen Sicht der Heidelberger „Schloss - Beleuchtung”, Gläser, auf denen unauslöschbar der Lippenstift der „Hausfrau” haftet, und Kachel-Klebebilder mit echtem Haar, deren Frivolität man erst auf den zweiten Blick erkennt. Der Veranstalter der Ausstellung, die „Gruppe Maisbachtal” ist „ein Zusammenschluss berufstätiger Behinderter und Nicht-Behinderter, die durch geeignete Initiativen die Lebensqualität von Behinderten und Nicht-Behinderten verbessern will”, so definieren sich die Mitglieder selbst. Um das zu unterstreichen, fand an diesem Wochenende unter anderem ein beeindruckendes Konzert der „HED-K-Rockers” statt: Musik-Therapeuten der Mannheimer Musik-Hochschule spielten zusammen mit Behinderten, die Zuhörer waren begeistert. „Sigges und der Bürgermeister”, ein Sketch mit Ralf Filsinger und Armin Lampert, wurde am Sonntag zur Frühschoppen-Zeit geboten, und auch mit der Bewirtung hatte man dafür gesorgt, dass der Besuch der Ausstellung zu einer runden Sache wurde. Gertrude Zielbauer
in der RNZ vom 7.10.2004
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