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Khalil Gibran: Von den Kindern
Eure Kinder sind nicht eure Kinder.
Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber. Sie kommen durch euch, aber nicht von euch, Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht. Ihr dürft ihnen eure Liebe geben, aber nicht eure Gedanken, Denn sie haben ihre eigenen Gedanken. Ihr dürft ihren Körpern ein Haus geben, aber nicht ihren Seelen, Denn ihre Seelen wohnen im Haus von morgen, das ihr nicht besuchen könnt, nicht einmal in euren Träumen. Ihr dürft euch bemühen, wie sie zu sein, aber versucht nicht, sie euch ähnlich zu machen. Denn das Leben läuft nicht rückwärts, noch verweilt es im Gestern. Ihr seid die Bogen, von denen eure Kinder als lebende Pfeile ausgeschickt werden. Der Schütze sieht das Ziel auf dem Pfad der Unendlichkeit, und Er spannt euch mit Seiner Macht, damit seine Pfeile schnell und weit fliegen. Laßt euren Bogen von der Hand des Schützen auf Freude gerichtet sein; Denn so wie Er den Pfeil liebt, der fliegt, so liebt er auch den Bogen, der fest ist.
Reinhard Mey: Nein, meine Söhne geb' ich nicht! Ich denk', ich schreib'
euch besser schon beizeiten und sag' euch heute schon endgültig ab. Ich habe sie die Achtung
vor dem Leben, vor jeder Kreatur als höchsten Wert, Ganz sicher nicht für euch
hat ihre Mutter sie unter Schmerzen auf die Welt gebracht Sie werden nicht in Reih'
und Glied marschieren nicht durchhalten, nicht kämpfen bis zuletzt, Ich werde sie den
Ungehorsam lehren, den Widerstand und die Unbeugsamkeit, Und eher werde ich mit
ihnen fliehen, als daß ihr sie zu euren Knechten macht,
Sind so kleine Hände Sind so kleine Füße Sind so kleine Ohren Sind so schöne Münder Sind so klare Augen Sind so kleine Seelen Ist so'n kleines Rückgrat Grade, klare Menschen
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