VHS Badische Bergstrasse - Programm für geistig Behinderte „Miteinander leben – Miteinander lernen“ / Gemeinsames Projekt von VHS, Lebenshilfe und Pilgerhaus startet im Oktober: (Volks-)Hochschulbesuch auch für geistig Behinderte„Miteinander leben – Miteinander lernen“ lautet das Motto, unter dem die Volkshochschule Badische Bergstraße, Pilgerhaus und Lebenshilfe künftig auch geistig behinderten Menschen eine Teilhabe am öffentlichen Leben ermöglichen möchten. Beginnen soll das Pilotprojekt „Fortbildung für Jugendliche und erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung“ noch in diesem Herbst; VHS-Leiter Dr. Adalbert Knapp, sein Stellvertreter Klaus Rippel, Renate Schnelle als Vorsitzende der „Lebenshilfe“ sowie Pilgerhaus-Leiter Thomas Diehl stellten die wichtigsten Details des vierteiligen Kursprogramms vor. Geboren worden war die Idee in einer gemeinsamen Vorstands- und Beiratssitzung von Lebenshilfe und Pilgerhaus bereits vor einigen Monaten. Ein erstes „Anklopfen“ bei Knapp öffnete auch bei der VHS sofort alle Türen, so dass mittlerweile vier Kurse Gestalt angenommen haben. Den Zahlen auf die Spur kommen will der Kurs „Rechnen – Schreiben – Lesen“. Lese- und Zahlenspiele, Rätsel und Verkaufssituationen sollen in der Gruppe geübt werden. Die Teilnehmerzahl ist auf maximal neun Personen beschränkt. Weil zudem jede Gruppe von zwei Kursleiterinnen geführt wird, fallen höhere Gebühren. Allerdings tragen die Hälfte dieser Aufwendungen Pilgerhaus und Lebenshilfe, „den einzelnen Kursteilnehmern entstehen also in Wirklichkeit keine höheren Kosten“. Die sinken außerdem dadurch, dass die Firma „Budenberg“ die Software für den „PC-Einstiegskurs“ zur Verfügung stellt. Der ermöglicht den Teilnehmern den Erwerb des „kleinen PC-Führerscheins“. Inhalte des Lernprogramms sind unter anderem Einschalten, Hoch- und Runterfahren sowie Tastatur und Maus kennen lernen. Darüber hinaus werden mit Hilfe des Budenberg Lernprogramms Lösungen in Deutsch, Mathematik und Englisch erarbeitet. Womit bereits das dritte Kursangebot, „Englisch Start“, genannt ist. Hier lernen geistig behinderte Jugendliche und Erwachsene die Grundlagen der englischen Sprache. Wichtige Vokabeln und einfache Konversationsübungen sowie spielerische und musikalische Lernformen stellen den Kursrahmen dar, der auf Grundschul-Englisch basiert. Dazu werden Großbritannien, USA und Australien vorgestellt. „Unseren Rücken besser kennen lernen und ihm etwas Gutes tun“ will die am 13. Oktober in der Maria-Montessori-Schule beginnende „Rückenschule“. Hier erfahren die Kursteilnehmer, wie die Wirbelsäule aufgebaut ist und wie man sich richtig bewegt. Außerdem werden Übungen vorgestellt und Techniken erlernt, die den Rücken stärken und entspannen. Großen Wert legen die Organisatoren bei allen Angeboten darauf, dass die Kursleiter den Teilnehmern bekannt sind. „Sie müssen den Zugang zu diesen Menschen finden und zugleich verstehen, mit ihnen umzugehen“, verwies Schnelle darauf, dass mit dieser Aufgabe bewährte Fachkräfte der „Lebenshilfe“ betraut werden: „Weil sie die Gewähr bieten, die methodischen und didaktischen Voraussetzungen dafür mitzubringen“. Ebenfalls schon gelöst ist eine weitere Voraussetzung für einen geregelten Kursbetrieb: Ein Fahrdienst wird die Kursteilnehmer zur VHS und wieder zurück transportieren. Auch hier steht die „Lebenshilfe“ – gegen eine geringe Selbstbeteiligung – zur Unterstützung bereit. Das Angebot ist nicht nur auf Weinheim beschränkt, sondern richtet sich auch an andere Träger von Einrichtungen für geistig behinderte Menschen in der Region. „Das Ganze ist ein Anfang“, sagt Diehl. Und ist „guter Hoffnung“, dass sich aus dem Versuch eine Dauereinrichtung realisieren lässt. INFO: Weitere Informationen sind bei
der Lebenshilfe, beim Pilgerhaus und der VHS Badische Bergstraße,
Luisenstraße 1, (Telefon 06201/99630), E-Mail:
info@vhs-bb.de erhältlich
Heidelberg Center for American Studies (HCA) Dear students and staff in American
Studies,
Heidelberger Institut für Heilpädagogik und Erziehungshilfe ausgezeichnet Eine wahrhaft große Auszeichnung erhielt jetzt das Heidelberger Institut für Heilpädagogik und Erziehungshilfe: Ihm wurde der Titel "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" verliehen. Und dem nicht genug. Für die Patenschaft dieser Initiative konnte das Institut Kathy Kelly, die ehemalige Frontfrau der Kelly-Family, gewinnen. In einem Festakt wurde der Titel l von der aus Berlin angereisten
Onur Kömürcü der Bundeskoordination der Aktion Courage überreicht.
Anlässlich der Verleihung gab die Tanzgruppe des Instituts ihr Können
zum Besten und zeigte in szenischen Tänzen eindrücklich, wie persönliche
Konflikte, Rassismus und Gewalt entstehen können. Zur Auszeichnung
gratulierten Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrats der "Sinti und
Roma", Thomas Buttendorf, der Schulamtsdirektor des Staatlichen
Schulamtes Heidelberg, Jörg Götz-Hege, der Leiter des Instituts für
Heilpädagogik und Erziehungshilfe und natürlich Kathy Kelly. Die Idee zu dieser Initiative entwickelten Schüler und Jugendarbeiter
in Belgien bereits vor 15 Jahren. Sie verfolgten das Ziel, Schüler für
alle Formen des Rassismus und der Diskriminierung zu sensibilisieren,
ihr Engagement gegen Ausgrenzung und für Integration und
Chancengleichheit zu fördern, sowie humane und demokratische Denk- und
Handlungsmuster bei Kindern und Jugendlichen zu stärken. Es blieb nicht
bei der belgischen Initiative: Inzwischen haben sich europaweit 500
Schulen, davon 150 in Deutschland, diesem Projekt angeschlossen. Schulen und Bildungseinrichtungen, die der Initiative beitreten
wollen, müssen dem Titel "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage"
durch bestimmte Aktionen und Projekte gerecht werden und eine prominente
Person finden, die die Patenschaft übernimmt. Das Institut für
Heilpädagogik und Erziehungshilfe in Schlierbach erhält als erste
Einrichtung in Heidelberg und als erste Einrichtung der Jugendhilfe
bundesweit die Auszeichnung. Kathy Kelly übernahm die Patenschaft des Instituts, nachdem sich aus
zufälligen Begegnungen bei Konzerten in Heidelberg ein wechselseitiges
Interesse und eine von Zuneigung geprägte Beziehung entwickelte. Heidelberger Institut für Heilpädagogik
und Erziehungshilfe, HD-Schlerbach
Kinder-Uni Heidelberg - Wie funktioniert Internet? Kinder-Uni im Netz auf Recherchetour in Sachen Internet - Experte Sven Schimmel gab bei der Firma MEG Einblick in flitzende DatenImmer mehr Menschen sind im weltweiten Computer-Netz, genannt Internet, unterwegs. Doch wie es funktioniert, das wissen nur die wenigsten. Die Redaktion der Kinder-Uni im Netz ist jetzt ein bisschen schlauer. Zu verdanken ist das Sven Schimmel. Der Heidelberger bietet Forschungswerkstätten für Kinder und Jugendliche an und weiß fast alles rund um die elektronische Kommunikation. Damit aber nicht genug, gemeinsam mit Hansjörg Herrenknecht von der im Pfaffengrund ansässigen Firma MEG durften die neugierigen Redakteure auch einen Blick in den Serverraum der Firma am Kurpfalzring werfen. Server sind Computer, die dafür sorgen, dass das Netz funktioniert. Dort laufen Millionen und Abermillionen von Daten von Firmen, Laboren und Forschungseinrichtungen zusammen, werden verteilt und gespeichert. Das Ganze ist eine Art Hochsicherheitstrakt und so ausgeklügelt, dass sogar der Staat Israel Daten in Heidelberg speichern lässt. Die Kinder-Uni im Netz ist eine Plattform im Internet. Da wundert es nicht, dass die dafür ins Leben gerufene Kinder-Redaktion wissen wollte, wie das eigentlich geht. Was passiert also, bis beispielsweise die Internetseite der Kinder-Uni im Netz auf den Bildschirm flimmert? Zuerst ist ein Computer nötig und der wiederum braucht einen Anschluss ins Internet. Ein Modem beispielsweise ist mit der Telefonleitung, dem Stromnetz und dem Computer verbunden. Wenn der Nutzer ins Internet will, baut das Modem erst einmal die Verbindung mit dem so genannten Provider auf. Das sind Firmen, die Computer über die Telefonleitung mit dem Internet verbinden. Beim Provider stehen in riesigen, gut gekühlten Hallen jede Menge Rechner. Die wiederum stellen die Verbindung zwischen dem Kunden und dem Internet her. Der Provider selbst ist mit mehreren anderen verbunden, so entsteht ein Netz, das "World wide web" eben. Für die Dauer der Verbindung erhält dann der Computer des Internetnutzers eine Nummernfolge, die IP-Adresse. Das ist die Lieferadresse für Webseiten oder Chat-Nachrichten. Die Provider haben meistens weniger IP-Adressen eingekauft als sie Kunden haben. Deshalb erhält man bei der Einwahl jedes Mal eine andere Nummer. Bekommt der Provider dann die Seite genannt, die im Internet gewünscht wird, beispielsweise www.kinder-hd-uni.de, dann muss er sich kräftig sputen. Da es jede Menge verschiedener Provider geben kann, auf der die Seite liegt, muss der Provider bei Auskunfts-Computern (Namensservern) nachfragen. Nun weiß der Computer endlich, welche Nummer die gewünschte Internetseite hat. Um die aber auf dem PC zu Hause darstellen zu können, muss er erst eine Anfrage an den Server schicken, auf dem die Seite abgelegt ist. Dort muss die Seite abgeholt werden. Der Server stellt die Inhalte der Seite zusammen und dann geht sie zurück und die Verbindung ist geschafft. Die elektronische Datenübermittlung besteht im Prinzip nur aus der Kombination von zwei Zeichen, nämlich 0 und 1. Allein der Buchstabe A benötigt schon sechs dieser Impulse und so sind es natürlich riesige Datenmengen, die da transportiert werden. Deshalb, so Sven Schimmel, werden die Datenpakete unterteilt und über verschiedene Wege zum anderen Rechner geschickt. Der Paketdienst heißt "Rooter" und transportiert seinen Auftrag bis zum nächsten Provider, saust dann zurück und gibt Nachricht, dass er seinen Job erledigt hat. So suchen sich die Daten immer den schnellsten Weg. Das ist aber nicht immer der kürzeste. "Manchmal", so Computerexperte Schimmel, "geht auch eine Verbindung von Heidelberg nach Mannheim über Frankfurt, wenn die direkte Verbindung gerade belegt ist". Eine Anfrage bei "Disney" geht von Heidelberg nach Frankfurt, nach London, von dort über den Atlantik nach Washington und dann nach Orlando. Und das alles in wenigen Sekunden. "Da hat man schon ein bisschen Verständnis, wenn das ein bisschen dauert", sagte Sven Schimmel, "die Daten müssen ganz ordentlich flitzen". Doch in der Computertechnik rast die Entwicklung noch immer. Hansjörg Herrenknecht hatte dafür ein Beispiel aufgebaut. Ein drei Jahre alter Server ist in etwa zehn Mal so groß wie ein heutiger. Das Besondere bei diesen Computern: Fast alles, sogar die Festplatte, kann bei laufendem Betrieb ausgetauscht werden, weil es überall Sicherungssysteme gibt. Im Serverraum der MEG gibt es ein raffiniertes System der Luftkühlung. Vom Fußboden bläst die kühle Luft in den Raum. Schränke an Schränke mit teuren Computer reihen sich hier. 100000 Euro ist allein der 2,4 Terrabyte umfassende Computer wert, der die Daten sichert. Da wundert es niemanden, dass das Unternehmen abgeschottet ist wie eine Bank. Damit die Elektrizität nie knapp wird, hat MEG gleich drei Stromkreise und ein doppeltes Batteriesystem noch dazu. Wenn das auch nichts nützt, würden die Stadtwerke auch noch ganz schnell einen Generator mit Diesel bringen. Dann hätte aber schon ganz Heidelberg keinen Strom mehr. INFO: Sven Schimmel und seine Forschungswerkstatt ist unter Telefon 06221 588030 oder per Mail unter Sven.Schimmel@ippos.ne erreichbar Kirsten Baumbusch, RNZ vom 11.5.2004
Kinder-Uni im Netz auf Recherchetour in der UniversitätsklinikFür kranke Jungen und Mädchen ist Lernen eine willkommene AbwechslungNatascha ist zwölf Jahre alt und geht in die siebte Klasse. Ein Jahr ist es her, dass sich ihr Leben total verändert hat. Ihre Niere funktioniert nicht mehr und seither muss das Mädchen drei Mal in der Woche zur Dialyse (Blutwäsche) in die Kinderklinik der Heidelberger Universität. Für vier Stunden wird sie dann an eine Maschine angeschlossen. Durch lange Schläuche fließt ihr Blut und wird im Innern der Maschine gereinigt. Das tut zwar nicht weh, erklärt sie tapfer, aber manchmal nervt das schon. Und braucht Zeit, die Natascha lieber mit ihren Freundinnen verbringen würde. Auch in der Schule muss sie sehen, dass sie den Anschluss nicht verpasst. Deshalb ist sie froh, dass es im Neuenheimer Feld die Kinderklinikschule gibt. Die 14 Lehrkräfte um Schulleiterin Heinke Richter helfen kranken Kindern beim Lernen. Das lenkt einerseits ein bisschen von der Krankheit ab, hilft andererseits aber auch den Anschluss an den Stoff nicht völlig zu verlieren. Interviewt wurden Natascha und andere Schüler der Kinderklinikschule von den kleinen Redakteuren der Kinder-Uni im Netz ( www.kinder-hd-uni.de ), einem Gemeinschaftsprojekt von RNZ und Universität. Tania Christiansen, Lukas Mairon und Leonie König waren unterwegs und haben ganz schön viel herausbekommen. "Mir wurde schlecht und schwindelig und irgendwann konnte ich nicht mehr laufen", so beschreibt Natascha den Beginn ihrer Krankheit. Jetzt hofft sie, dass sich irgendwann eine Spenderniere für sie findet. "Dann", so sagt sie, "könnte ich vielleicht wieder schwimmen oder Rad fahren". Natascha ist unheimlich froh, dass es die Klinikschule gibt. Sie geht zwar auch in Karlsruhe, wo sie wohnt, in die Schule, kriegt aber dort durch ihre Krankheit einfach nicht mehr so viel mit. So richtig vergessen kann die Zwölfjährige ihre Krankheit eigentlich nie. Auch das Leben daheim ist davon geprägt. Tomaten sind ebenso verboten wie Schokolade und Bananen. Ob es ihr nicht schlecht werde, wenn sie ihr Blut so durch die Schläuche fließen sieht, fragt Leonie. "Nö", meint Natascha, daran hat sie sich gewöhnt. Im Nachbarbett liegt der ebenfalls zwölfjährige Dennis. Auch sein Blut wird gerade gereinigt. Er kommt aus Edenkoben in die Heidelberger Kinderklinik. "Was machst du dann hier die ganze Zeit, damit dir nicht langweilig wird", will Tania wissen. "Die Oma ärgern", erwidert er und kichert. Krank ist Dennis seit seiner Geburt. Lange Zeit konnte er nichts essen und wurde künstlich ernährt. Bei Kim-Alexander ist das anders. Vor einem Jahr wurde klar, dass er eigentlich eine Leber und eine Niere bräuchte. Da bisher keine Spenderorgane gefunden wurden, muss auch er vier Mal in der Woche an die Maschine. Essen darf er eigentlich alles, nur halt von allem nicht so viel. Nur Spinat ist strikt verboten, aber das findet er nicht wirklich schlimm. Plötzlich blinkt die große Maschine "Alarm Alert". Doch Kim-Alexander kennt das schon. Völlig cool drückt er auf's richtige Knöpfchen und der Alarm verstummt. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht, als die anderen so richtig verdutzt drein blicken. Durch das Tunnel-Gewirr, mit denen alle
Kliniken im Neuenheimer Feld miteinander verbunden sind, geht es in die
nächste Station. Mundschutz ist hier angesagt und die Hände müssen
desinfiziert werden. Auch wenn das Mittel ziemlich stinkt. Wenn hier
einen Schnupfen eingeschleppt wird, könnte das schlimme Folgen für die
kleinen Patienten haben. Schließlich ist es gerade einmal drei Wochen
her, dass der zehnjährigen Melanie eine Leber transplantiert wurde. Vor
zehn Wochen haben die Ärzte herausgefunden, dass sie an einer schlimmen
Krankheit leidet. Klinikschule Heidelberg, Kirsten Baumbusch auf www.rnz.de vom 16.2.2004
Faustlos.de - Erziehungsprogramm gegen Gewalt an Schulen erfolgreichHeidelberg (dpa/lsw) - Ein spezielles
Erziehungsprogramm kann Aggressionen und Gewaltbereitschaft bei
Schulkindern reduzieren. Das ist das Ergebnis eines bundesweit
einmaligen Pilotversuchs mit 44 Grundschulklassen in Nordbaden. Die
Schüler, die am dreijährigen Lernprogramm unter dem Titel «Faustlos»
teilnahmen, hätten sich anschließend deutlich seltener
verhaltensauffällig gezeigt, sagte der Leiter des Projekts, Prof.
Manfred Cierpka, in einem dpa-Gespräch in Heidelberg. «Das Programm kann
dazu beitragen, Gewalt und Aggressionsbereitschaft bei Jugendlichen auch
langfristig zu reduzieren.» Insgesamt nahmen rund 1000 Schüler an dem Projekt teil - an 14 Schulen wurde das «Faustlos»-Programm gelehrt, zum Vergleich wurden 7 Schulen ohne speziellen Unterricht herangezogen. Dabei habe sich gezeigt, dass «Faustlos» nicht nur Aggressionen abbaute: Auch Ängste und Depressionen wurden laut Cierpka seltener beobachtet, scheue Kinde hatten an Zuversicht gewonnen - nicht nur in der Schule, sondern auch Zuhause, wie eine Befragung der Eltern ergab. Das Kultusministerium in Stuttgart
hat laut Cierpka eine Empfehlung für das Programm ausgesprochen. So
können die 2500 Grundschulen im Land selbstständig teilnehmen - sofern
sie, etwa über Sponsoren, das Geld dazu auftreiben. Pro Schule kostet «Faustlos»
mit Unterrichtsmaterialien und Einweisung der Lehrer rund 1800 Euro.
Auch bundesweit wird das Programm angeboten, zunächst soll «Faustlos» an
60 Grundschulen in Bayern und acht Düsseldorfer Schulen gelehrt werden.
RNZ vom 26.5.2002
Pisa - Lieber eine Bildungsoffensive als die OlympiadeOberbürgermeisterin Beate Weber zu Konsequenzen aus den vernichtenden Ergebnissen der Pisa-Studie - Solidarpakt gefordertDie Pisa-Studie hat den Deutschen
jegliche Illusionen über ihr Bildungssystem ausgetrieben. Pisa
(Programme for International Student Assessment) sieht nämlich die
15-jährigen Schülerinnen und Schüler der Bundesrepublik weit
abgeschlagen hinter zahlreichen ihrer Altersgenossen in 31 anderen
Staaten. Ob Lesekompetenz, mathematisches oder naturwissenschaftliches
Verständnis, es mangelt allerorten an Schlüsselkompetenz. Selbst in
einer Akademikerstadt wie Heidelberg sieht das nicht anders aus. Es geht nicht nur um breites Basiswissen, das hat das Stadtoberhaupt erkannt, auch die Forschung und Entwicklung ist gefährdet. Nicht nur im Rechnen und Lesen, auch bei den Hochschulabschlüssen sinkt das Niveau rapide. Obwohl das deutsche Schulsystem auf Selektion angelegt ist und Eltern wie Kinder zwingt, schon nach der vierten Klasse den späteren Bildungsweg festzulegen, bringt es weniger Spitzenleistungen hervor als der Durchschnitt. Besonders bedenklich: In keinem anderen Land lesen weniger 15-Jährige zu ihrem Vergnügen. Über die Hälfte der Deutschen rangieren in den Naturwissenschaften in den beiden schwächsten Kategorien. Dabei, so verweist die frühere Europaabgeordnete auf andere Länder, zeigen dort die Beispiele, dass eine ausreichende Förderung der Schwachen und Spitzenleistung keinen Widerspruch darstellen, sondern sich geradezu bedingen. "Jedes Kind hat das Recht auf eine seiner Begabung entsprechende Bildung und Erziehung", so steht es im Gesetz. Dem steht jedoch laut Beate Weber der Umstand krass entgegen, dass für einen Gymnasiasten vier mal so viel an Geld für Lehrkräfte aufgewendet wird als für einen Hauptschüler. Dass etwas faul ist im deutschen Schulsystem, das sei auch ihr beileibe nicht neu gewesen. Nicht umsonst hat Heidelberg schon lange vor der Publikation der Studie die Schulsozialarbeit an Hauptschule initiiert und eine Förderprogramm für die Lesekompetenz in Kindertagesstätte ins Leben gerufen (die RNZ wird ausführlich berichten). Dass Deutschland lange zögerte, sich
überhaupt dem Pisa-Bildungsvergleich zu stellen, wusste die Professorin
der Pädagogischen Hochschule, Dr. Jeannette Roos. Kritik an den
Bewertungsmaßstäben weist sie hingegen zurück. "Die Studie steht
methodisch auf sehr soliden Füßen", sagt sie. Anders die Kenntnisse der
Schüler: 38,6 Prozent der 50 000 bundesrepublikanischen Teilnehmer
hätten nicht einmal Rechnen auf Grundschulniveau bewältigt, ganz zu
schweigen von der Fähigkeit, komplexe Texte zu erfassen. Gerade das
Lesen jedoch spielt laut Jeannette Roos eine ganz zentrale Rolle in der
Wissensvermittlung Professor Resch ist selbst überrascht,
wie klar die Zusammenhänge zwischen Schulempfehlung und verschiedenen
Handicaps sind. Ein Fünftel der Kinder, die eine Empfehlung für die
Hauptschule haben, musste schon in der Grundschule therapeutische Hilfe
in Anspruch nehmen. Bei diesen Jungen und Mädchen haben die Eltern
doppelt so oft psychische und drei Mal so häufig finanzielle Probleme
als bei Kindern mit Gymnasialempfehlung. Und noch immer lässt sich auch
in Heidelberg von der Bildung der Eltern fast unmittelbar auf die
Schullaufbahn der Kinder schließen. Allem Gerede von Chancengleichheit
zum Trotz. "Wir brauchen einen Solidarpakt für diese benachteiligten
Kinder", forderte Resch. Von Kirsten Baumbusch , RNZ vom 14.3.2002, www.rnz.de
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